Stadtchronik von 1234-1464

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Jahr Ereignis
1234

In den 30er Jahren flammen die Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Mainzer Erzstift erneut auf. Mit Bann und Interdikt versuchen die Erzbischöfe, die revolutionären kommunalen Bestrebungen einzudämmen. Die Erfurter Stadt- und Bürgergemeinde tritt urkundlich als "universitas civium" ausgebildet in Erscheinung.

1234

(Juli) Kaiser Friedrich II. bestätigt die Privilegien der Stadt Erfurt.

1234

(10. September) König Heinrich (VII.) hebt, nachdem die Bürger der Stadt Erfurt dem Erzbischof von Mainz Genugtuung geleistet haben, die über sie verhängte Acht auf. Nach Aufhebung der Acht bestätigt er der Stadt alle Rechte und Freiheiten (11. September).

1235

Erste Erwähnung des heutigen Ursulinenklosters auf dem Anger. Seit dem 13. Jh. sind Kirche und Kloster von Magdalenerinnen (Weißfrauen) besetzt. Im 13. Jh. Errichtung des Kirchenschiffes als Saalbau und Anfang des 15. Jh. Bau des nördlichen Seitenschiffes. 1667 Übergabe an die Ursulinen. Im 17. Jh. Bau der noch bestehenden Klostergebäude. 1944 starke Schäden an den Klostergebäuden und weitgehende Zerstörung der Kirche bei einem Bombenangriff. 1950 Wiederaufbau.

1248/49

Erstmalig sind in den Aufzeichnungen des erzbischöflichen Schreibers Berthold neben der Wollweberzunft Hutmacher, Schilderer (Schildermacher/-maler), Schuhmacher, Schmiede, Bäcker und Fleischhauer als organisierte Zünfte verzeichnet.

1248

Erste urkundliche Erwähnung der Bartholomäuskirche auf dem Anger. Familienkirche der Grafen von Gleichen, die hier ihren Hof hatten. 1412 Beginn des Neubaues des Turmes, der heute noch vorhanden ist. 1571 Schließung der Kirche wegen Baufälligkeit. 1660 Zerstörung der Kirche mit Ausnahme des Turmes durch Brand. 1945 Beschädigung des Turmes bei der Beschießung der Stadt. 1992 Wiederaufbau des Turmhelmes.

1248

Erste Erwähnung der Kaufmannskirche (ecclesia mercatorum) am Anger. Im 11. Jh. entsteht hier vermutlich eine erste Kirche im Zusammenhang einer Ansiedlung friesischer Kaufleute. Ende des 13. Jh. Bau der Kirche als Basilika. Über das gesamte Mittelalter ist sie baulich die größte der nicht an ein Stift gebundenen Pfarrkirchen. 1689 barocker Abschluß des nördlichen Turmes und 1864 Neuaufbau der Obergeschosse des südlichen Turmes. 1944 Schäden durch Bombentreffer. Bis 1952 Beseitigung der Kriegsschäden.

vor 1250

Der bürgerliche Einfluß verstärkt sich ständig, und noch vor 1250 muß der Erzbischof die Verwaltung der Stadt einem autonomen Rat überlassen, den 14 Gefrunden bildeten.

1253

Errichtung der Brunnenkirche am Fischersand. Nach einer Legende wird die Kirche "Zum heiligen Brunnen" infolge eines wundersamen Ereignisses im Brunnengarten als Sühnekapelle erbaut. 1472 brennt die Kapelle aus und wird anschließend unter Verwendung von Bauresten des Turmes und des Erdgeschosses wieder aufgebaut.

1255

Erster Hinweis auf die Bonifatiuskirche in Hochheim. 1729 Neubau der Kirche nach Abtragen eines Vorgängerbaus. 1756 Turmneubau. 1970/72 umfassende Instandsetzung und Umgestaltung des Innenraumes.

1265

Erste urkundliche Erwähnung der Martinikirche im Brühl. Vermutlich war hier im 11. Jh. schon eine Kirche vorhanden. 1303 wird die Kirche dem Zisterzienserinnenkloster Mariengarten (vor dem Krämpfertor) zugesprochen, das seinen Sitz hierher verlegt hat. Vom 14. Jh. bis 1819 Pfarr- und Klosterkirche. 1472 Vernichtung der Kirche durch Brand bis auf den Turm. Bis 1483 Wiederherstellung der Kirche. 1755-1758 erfolgt ein umfassender Umbau.

1265-1280

Bau der Ostpartie der Predigerkirche in der Predigerstraße (1229 Ansiedlung von Dominikaner-/Predigermönchen), danach bis um 1370 Fertigstellung des Westgiebels und des Langhauses wie auch des angebauten Flügels der Klausur. Um 1410 Einbau des Lettners und 1424-1445 Einbringen der Gewölbe mit ihren Schlußsteinen. 1447-1488 Errichtung des Glockenturmes. 1826/27, 1894-98 und 1960-63 umfangreiche Restaurierung des Innenraumes der Kirche.

1265

Erste urkundliche Erwähnung der Johanneskirche in der Johannesstraße als Pfarrkirche. 1469-1486 Neubau der Johanneskirche samt Turm. Um 1525 Schließung der Kirche für Gottesdienste. 1819 Abbruch der Kirche mit Ausnahme des noch heute erhaltenen Turmes.

1266

Erste Ansiedlung eines Mönchskonvents der Augustiner-Eremiten. Um 1286 Baubeginn der basilikalen Klosterkirche in der Augustinerstraße an der Stelle einer älteren Pfarrkirche samt dem Chorraum mit geradem Schluß, der etwa 1300 vollendet wird. Von etwa 1320-1350 Vollendung des Langhauses, 1432 Anbau des Glockenturmes. Anfang des 14. Jh. entsteht der Kreuzhof mit den anschließenden östlichen Bauten. 1840-1846 Neugestaltung des Westflügels (nach Entwürfen Schinkels). 1945 schwere Schäden im Klostergelände durch Luftangriff. Seit 1979 umfassende Restaurierungsarbeiten im ganzen Klosterbereich.

1269

Mit der Erwerbung von Burg und Dorf Stotternheim legt der Erfurter Rat den Grundstein zu seiner Landgebietspolitik. Um 1470 erreicht das Erfurter Landgebiet seine größte Ausdehnung. Es umfaßt etwa 900 km² und fast 100 Dörfer, Burgen, Vorwerke und die Stadt Sömmerda.

1277

Erste Erwähnung der Magdalenenkapelle an der Ecke Kleine Arche/ Rumpelgasse. Sie gehört bis zum Jahre 1803 zum Dom St. Marien. Danach wird sie der Allerheiligengemeinde zugewiesen. Bauliche Veränderungen im 14. und im 15. Jh. 1884-1886 Errichtung einer neuen Fassade. 1992 Restaurierung des Innenraumes.

1278-1311

Meister Eckhart, der Begründer der deutschen Mystik, wirkt im Predigerkloster in Erfurt. Durch sein Wirken wird Erfurt zeitweilig zum Zentrum der deutschen Mystik. Während seiner Tätigkeit als Prior wird der hohe Chor der Predigerkirche (1290-1300) errichtet.

1279

Die Auseinandersetzungen zwischen städtischen und kirchlichen Gewalten erreichen einen Kulminationspunkt. Erzbischöfliche Amtsträger werden mißhandelt und aus der Stadt verjagt. Der Erzbischof antwortet mit dem Bann. Das verhängte Interdikt lastet zweieinhalb Jahre auf der Stadt.

1282

Der Sühnevertrag zwischen dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein und der Stadt Erfurt hebt den Bann über die Stadt auf. Die Stadt muß dem Erzbischof 1.000 Silbermark als Buße und Schadensersatz zahlen. Der städtischen Geistlichkeit müssen für die Verluste während der über zweijährigen Verbannung aus der Stadt 300 Mark Silber gezahlt werden.

1282

Erste urkundliche Erwähnung einer Thomaskirche. 1902 Abriß der alten Thomaskirche in der Löberstraße und Neubau in der Schillerstraße. 1945 schwere Zerstörungen durch Bomben. 1950 Wiederaufbau der Thomaskirche.

1283

Aufstand der Bürgeropposition unter Volrad von Gotha. Die politische Alleinherrschaft des Kaufmannspatriziats wird eingeschränkt. Die Gefrunden müssen den Handwerkern der neuen großen Zünfte zehn Sitze in dem auf 24 Mitglieder erweiterten Stadtrat einräumen. Der fünfjährige Ratstransitus wird eingeführt.

um 1285

Erster Nachweis des Erfurter Stadtwappens. Das noch heute gebräuchliche Stadtwappen, das sechsspeichige silberne Rad auf rotem Grund, kennzeichnet die Schutzschilde städtischer Bürgertruppen.

1289

(24. November) Erzbischof Gerhard II. verpfändet aus Geldnot der Stadt Erfurt die Münze, das Marktmeisteramt und das Schultheißenamt im Brühl der Stadt Erfurt auf sechs Jahre.

1289

(26. November) "unserem rechte..., daz wir han in der stat zu Erfort": Die Concordata Gerhardi. Vereinbarung zwischen Erzbischof Gerhard II. von Mainz und dem Rat der Stadt Erfurt über die dem Erzbischof in Erfurt zustehenden Rechte. Diese setzen sich zusammen aus der hohen und der niederen Gerichtsbarkeit, dem Judenschutz, den Freizinsen von den Freigütern, aus dem Münzrecht mit dem Schlagschatz, dem Marktmeisteramt mit dem Zoll und dem Schultheißenamt im Brühl und in der Stadt. Alle nichtgenannten Befugnisse gehen stillschweigend an den Rat über.

1289/90

Rudolf von Habsburg hält Hof in Erfurt (Peterskloster). Die Stadt wird für zehn Monate zum Mittelpunkt der Reichsverwaltung. Auf dem Erfurter Reichstag stehen die Regelung der Thronfolge im Hinblick auf die Nachfolge seines Sohnes Albrecht und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Reichsrechte und des Landfriedens in Thüringen auf der Tagesordnung. Zur Wiederherstellung des Landfriedens in Thüringen werden mit Hilfe der Erfurter über 60 Raubritterburgen und ummauerte Höfe gestürmt und zerstört.

1299

(17. Januar) Der Rat kauft den Grafen von Gleichen die Vogtei, die zeitweilig zurückerworben worden war, endgültig ab; damit verlieren die Grafen ihre Erfurter Vogteirechte. 1301 befinden sich die Ämter des Vogtes und des Schultheißen in der Hand von Erfurter Bürgern.

1304

(16. März) König Albrecht I. bestätigt der Stadt Erfurt alle, besonders aber die von König Rudolf erteilten Privilegien und Rechte.

1304/1306

Bildung des Thüringer Dreistädtebundes von Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen. Die gegenseitige Städtehilfe erweist sich für fast 180 Jahre beim Schutz der Handelsstraßen und des Landfriedens, bei der Sicherung und Erweiterung der Autonomie und Selbstverwaltung überaus wirksam. 1469 wird der Vertrag zum letztenmal für zwölf Jahre verlängert.

1306

Am Beginn des 14. Jh. nimmt die bedeutende Handelsstadt eine Aufzeichnung des Gewohnheitsrechts der Bürgerschaft in der Form einer "Willkür", einer eigenständigen Rechtssatzung des Rates, vor, für die keine Bestätigung des Stadtherren mehr eingeholt wird. Ihre 42 Statuten betreffen das Privatrecht. Sie stellen Treue und Gehorsam gegenüber dem Rat in den Mittelpunkt der bürgerlichen Pflichten.

1308

Erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Möbisburg. In der 1. Hälfte des 14. Jh. Bau der Dionysiuskirche unter Einbeziehung älterer Teile. 1699 bis 1701 Umbau des Kirchengebäudes und barocke Ausstattung. 1800 wird der Oberteil des mittelalterlichen Turmes in Stein ausgeführt. 1964 Innenerneuerung.

1309

Die Gegensätze zwischen dem Landgrafen Friedrich I. und dem Thüringer Dreistädtebund erfahren eine immer schärfere Zuspitzung. Friedrichs Streitmacht greift Erfurt an und steckt Gärten und Häuser außerhalb der Stadt, im Brühl, in Brand. Mehrere Wochen wird die Stadt belagert.

1309

(2. Februar) König Heinrich VII. bestätigt die Privilegien der Stadt Erfurt. (18. Juli) König Heinrich VII. nimmt die Stadt Erfurt, weil sie sich mit ihm gegen den Landgrafen Friedrich verbündet hat, in seinen besonderen Schutz und bestätigt ihr alle Rechte und Privilegien.

1310

Die Gemeinde beseitigt die Vorherrschaft der Gefrunden (Patrizier). Die Bürgerschaft-Gemeinde erhält 10 Ratssitze; außerdem entsendet sie vierjährig zu wählende "Vierherren". Die Vierherren werden direkt von der Gemeinde gewählt, drei von den Stadtvierteln und einer von den Zünften.

1315

Erste Erwähnung der Nikolauskirche in Schmira. 1813 Zerstörung der Kirche durch Kriegseinwirkungen. 1842 Neubau unter Einbeziehung von Bauteilen des Vorgängerbaues. 1868 Neubau des Turmes. 1980-1984 Innenerneuerung.

1315

(31. Juli) Der Rat zu Erfurt beurkundet die Verpfändung der minderen Grafschaft an der Gera durch Markgraf Friedrich I. von Meißen, Landgrafen von Thüringen, an die Stadt Erfurt.

1325

Neubau der 1117 erstmals erwähnten Krämerbrücke aus Stein. Die hölzerne, die sich an ihrer Stelle befunden hat, ist mehrere Male abgebrannt.

1326

(12. Januar) Ludolf von Allerstedt verkauft Schloß und Stadt Neumark an die Stadt Erfurt.

1327

(7. Januar) Friedrich II., Landgraf von Thüringen, nimmt die Stadt Erfurt in seinen Schutz und bestätigt ihr die Privilegien.

1330

Entsprechend seiner Bedeutung wird unter den thüringischen Städten Erfurt durch Kaiser Ludwig IV. besonders umworben. (25. Februar) Der Kaiser bestätigt der Stadt alle Rechte und Privilegien.

1330

(12. April) Ludwig, römischer Kaiser, schreibt der Stadt Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen, daß er seinem Schwiegersohn, dem Landgrafen Friedrich II. von Thüringen, alle in Thüringen, Meißen und dem Osterland befindlichen Juden auf Lebenszeit geschenkt habe, und verbietet den genannten Städten, ihm bei der Einbeziehung der betreffenden Judensteuer hinderlich zu sein.

1330

(4. Mai) Papst Johannes XXII. fordert den Rat und die Bürger von Erfurt zum Gehorsam gegen den Mainzer Erzbischof Heinrich von Virneburg auf.

1331

(24. Dezember) Kaiser Ludwig IV. erneuert das Messeprivileg der Stadt. Erfurt entwickelt sich zu einer hervorragenden deutschen Gewerbe-, Markt- und Fernhandelsstadt von europäischer Geltung.

1337

Ludwig der Bayer, römischer Kaiser, bestätigt die Freiheiten der Stadt Erfurt, besonders das Privileg, daß die Bürger nicht vor auswärtige Gerichte gezogen werden sollen, solange sie Recht vor dem Gericht in Erfurt nicht verweigern.

1342

Ludwig der Bayer bestätigt den Ratsmeistern, dem Rat und der gesamten Bürgerschaft das Recht der freien Bürgeraufnahme.

1342-1346

Erfurt stellt sich im thüringischen Grafenkrieg auf die Seite der Landgrafen. Für die Stadt haben Verlauf und Ergebnis eine Vergrößerung ihres Territoriums zur Folge. Als Lohn für die Hilfe übergibt der Landgraf der Stadt die Dörfer Zimmern (1345) und Großbrembach (1348). Andere Erwerbungen wie die von Udestedt, Nottleben, Werningshausen erfolgen durch Ankauf. Die Schlösser Tonndorf und Mühlburg werden 1346 erworben. Die aus 15 Dörfern bestehende "Grafschaft" Vieselbach kauft der Rat 1343 dem Grafen von Gleichen endgültig ab. 1348/1350 erwirbt er noch die burggräflich kirchbergische Herrschaft Kapellendorf.

1348

Karl IV., römischer König, bestätigt auf Bitten des Rates die Urkunde über den Verkauf der "Grafschaft" Vieselbach durch Graf Hermann von Gleichen an die Stadt Erfurt und über die Belehnung der Stadt mit der genannten Grafschaft durch den Landgrafen Friedrich II.

1349/50

Innerstädtische Auseinandersetzungen um die Ratsherrschaft und Judenverfolgungen erschüttern erneut das städtische Leben. Der Rat schafft mit dem Erfurter Zuchtbrief ein zeitgemäßes Stadtrecht.

1350/51

Der "Schwarze Tod", die Pest, wütet in der Stadt. Über 12.000 Bürger sterben an der Seuche.

1351

Im "Erfurter Zuchtbrief" wird für den Waidhandel der Marktzwang bekräftigt. Verkäufer und Käufer dürfen in Erfurt nur auf dem Waidmarkt, dem Anger, mit Waid handeln. Der Handel auf dem Erfurter Waidmarkt findet wöchentlich vom Trinitatistag (Sonntag nach Pfingsten) bis zum Michaelistag (29. September) statt. Es wird mit einem Schlag an die Waidglocke eröffnet.

1352

König Karl IV. belehnt die Stadt mit Burg und Dorf Kapellendorf. Mit dieser Übertragung als Reichslehen verfügt die Stadt über reichsunmittelbaren Besitz. Damit erhält Erfurt das Recht, eigene Münzen zu prägen und an Reichstagen teilzunehmen. Das Münzbild zeigt das sechsspeichige Mainzer Rad vor dem Kapellendorfer Wappen.

1371

Johann von Luxemburg, Erzbischof von Mainz, bestätigt die Stiftung des Kartäuserklosters. 1372-1375 Bau der Klostergebäude und der Kirche auf der Wolfsweide, einem Platz in der Löbervorstadt. 1431 wird das Kloster in die Stadtumwallung einbezogen. 1803 Säkularisation. 1805 Einrichtung einer Baumwollfabrik im Klostergebäude. 1811 geht die Kartause als Erbbestand auf den Fabrikanten Rothstein über.

1373

Beginnend mit der Anlegung eines künstlichen Wallgrabens wird eine zweite Stadtumwallung errichtet, deren Bau im wesentlichen um 1480 abgeschlossen ist und die entstandenen Vorstädte miteinbezieht. Der Verlauf der weiteren Stadtbefestigung ist identisch mit dem Verlauf des heutigen Flutgrabens, der zunächst als Wallgraben dient und in den neunziger Jahren des 19. Jh. zwecks Bannung der Hochwassergefahr zu einem Umflutkanal ausgebaut wird.

1379

(16. September) Gründungsurkunde des (avignonesischen) Papstes Clemens (VII.) für die Universität Erfurt. Er gibt dem Rat und der Bürgerschaft das Recht, eine Universtät (studium generale) zu gründen, in der neben der Theologie auch Grammatik, Logik und Philosophie, kanonisches und bürgerliches Recht sowie Medizin gelehrt werden sollen. Papst Urban VI. wiederholt am 4. Mai 1389 diese Gründungsurkunde.

1380

Im Zusammenhang mit einer Erbeinigung wird auf Drängen der Wettiner und des Papstes durch den römischen König Wenzel über Erfurt die Acht ausgesprochen. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen wird Erfurt belagert. Das Hauptquartier der Belagerer wird im Cyriakskloster aufgeschlagen. Trotz königlicher Unterstützung kann die gut befestigte Stadt nicht eingenommen werden. 1382 hebt König Wenzel Acht und Aberacht über Erfurt auf.

1385

Adolf von Nassau, Erzbischof von Mainz, erteilt die Genehmigung zur Verlegung des Martinshospitals vom Fischmarkt und von den Langen Stegen in die Vorstadt nahe dem Krämpfertor. Stattdessen wird an den Langen Stegen die Kirche Martini intra errichtet.

1388

Gleichzeitig mit dem Bau des Hospitals in der Nähe des Krämpfertores wird die Hospitalkapelle "Zum Heiligen Geist" (Hospitalkirche) erbaut. Nach der Errichtung des Duderstädtischen Hospitals im Jahre 1410 wird das Martinshospital das "Große Hospital" genannt. 1535/47 schließt das "Große Herrenhaus" (heute Museum für Volkskunde) den Hospitalkomplex nach Norden ab.

1389

Durch den Rat der Stadt wird eine erste Hospital- und Armenordnung erlassen.

1392

(1. Mai) Eröffnung der Erfurter Universität als fünfälteste Hochschule des Reiches. Von Anbeginn bestehen alle vier erlaubten Fakultäten: Theologische, Juristische, Medizinische und Artistenfakultät. Bereits im 13. und im 14. Jh. entsteht ein hochentwickeltes, an kirchliche Institutionen gebundenes Schulwesen mit überregionaler Bedeutung. Schulen an den Stiftern St. Mariae und St. Severi, bei den Augustinerchorherren, dem Kloster St. Peter, bei den Klöstern der Schotten, der Dominikaner, der Franziskaner, der Augustinereremiten.

um 1400

Das Sibyllentürmchen, eine mittelalterliche Betsäule, wird am Fuße des Cyriaksberges errichtet. Zwei Inschriften, je eine in Latein und in Deutsch, weisen auf die Wiederherstellung im Jahre 1716 hin. Die Reliefs stellen Christus am Ölberg, die Judaskußszene, die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes sowie Maria mit dem Leichnam Christi zwischen Johannes und Nikodemus dar.

1409

Stiftung des "Kleinen Hospitals" durch Conrad von Duderstadt und Siegfried von Leubingen. 1410 Beginn mit dem Bau der Gebäude und der Marienkapelle in der Hospitalgasse.

1412

Dr. Amplonius Rating von Bercka (Rheinsberg am Niederrhein), 1394/95 zweiter Rektor der Universität, stiftet das nach ihm benannte Universtätskollegium mit der Amplonianischen Bibliothek, einer Handschriftensammlung. Sie enthält heute außer bei der Stiftung übergebenen Handschriften auch zahlreiche später erworbene Inkunabeln und andere Drucke. Die Bibliothek überliefert in einiger Vollständigkeit das literarische Rüstzeug eines Gelehrten des 14. Jh.

1418

Erfurt erwirbt den Marktflecken Sömmerda und fördert dessen Weiterbildung zu einer kleinen Stadt.

1428

Hartung Cammermeister (Anfang 15 Jh.-1476) Erfurter Politiker, Chronist und Wohltäter der Universität, wird sächsischer Geleitsmann in Erfurt und ist ab 1435 auch Inhaber des Geleitsamtes in Buttelstedt. Er entwirft die für das thüringische Geleitsrecht überaus wichtige sächsische Geleitstafel. Im Jahre 1442 legt er seine Ämter nieder und tritt in den Erfurter Stadtrat ein, dem er 1447, 1452, 1456, 1461 und 1465 in der einflußreichen Stellung eines Oberratsmeisters angehört. Die Abfassung der Erfurter "Regimentsordnung" von 1452 und die Erweiterung des Befestigungsringes erfolgen unter seiner Amtsführung.

1430

Beitritt Erfurts zum Goslarer Bund von Hansesstädten. Der Thüringer Städtebund gehört als südlichste Städtegruppe lose dem großen Städtebund der Deutschen Hanse an. Die Zugehörigkeit zum Goslarer Bund stellt den Höhepunkt der politischen Beziehungen der Stadt zur Hanse dar.

1453/54

Im Rahmen verschärfter innerstädtischer Gegensätze wird die soziale Mißstimmung erneut absichtlich gegen die Juden gelenkt. Zwar kommt es nicht zur Ausrottung der Judengemeinde wie 1349, aber sie müssen die Stadt verlassen. Der Mainzer Erzbischof Dietrich von Erbach erklärt 1458 seine Zustimmung zur Ausweisung der Juden.

1456

Weihe der Martinikirche in Ilversgehofen. Im Dreißigjährigen Krieg zerstört. 1664 Wiederaufbau der Kirche. 1818-1821 Neubau nach Kriegszerstörung von 1813. 1927 Renovierung der Kirche.

1463

Ältester nachweislicher Hinweis auf das Bürger- Schützen-Corps. Die Erfurter Schützen werden zum Schützenfest in die süddeutsche Stadt Nördlingen eingeladen.

1464

Henning Goede (um 1450-1521), deutscher Rechtsgelehrter, der "König" unter den Juristen seiner Zeit, läßt sich an der Universität Erfurt immatrikulieren und erlangt 1474 die Würde eines Magister artium. Anschließend wendet er sich dem Studium der Rechte zu, gehört 1481 einer städtischen Gesandtschaft an, die in Rom die Erlaubnis zum Bau der Cyriaksburg einholt. Das Dekanat der Erfurter Artistenfakultät bekleidet er 1480/81. 1486 und 1489 ist er Rektor der Erfurter Universität. Er wird 1486 zum Doctor utriusque iuris promoviert und wird Kanoniker am Dom, wo er das Amt eines Scholasticus innehat.



Quelle der Stadtchronik: Archivrat Bodo Fischer, Stadt- und Verwaltungsarchiv Erfurt


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