Stadtrundgang
Sehenswürdigkeit Nr. 5
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Im Herzen der Erfurter Altstadt, direkt an der Kreuzung von Anger und Bahnhofstraße, steht das mit reichem plastischem Schmuck versehene Gebäude des Angermuseums. Als Pack- und Waagehof zwischen 1706 und 1712 unter dem kurmainzischen Statthalter Philipp Wilhelm Reichsgraf von Boineburg und Erzbischof Lothar Franz von Schönborn errichtet, war es einer der wichtigsten Neubauten für die zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder erblühende Handelstätigkeit in Erfurt. Die Gründung des Museums 1886 geht auf die Stiftung des künstlerischen Nachlasses des in Erfurt geborenen Romantikers Friedrich Nerly zurück. Die über 600 Zeichnungen, Ölstudien und Gemälde- vorwiegend Landschaftsdarstellungen- bilden den Grundstein für zwei bis heute eng miteinander verbundene Sammlungsabteilungen die graphische Sammlung und die Gemäldegalerie, die sich seither auf deutsche Landschaftsmalerei, Stilleben und Porträts konzentriert. Den Schwerpunkt der Erfurter Galerie, die ihren Ausgang mit Werken des Erfurter Barockmalers J.S. Beck nimmt, bilden die Gemälde des 19. Jahrhunderts. Der Klassizist J.A. Koch ist ebenso vertreten wie der große Romantiker C.D. Friedrich, der frühe Realist C. Blechen und die Spätromantiker A. Achenbach, A.W. Schirmer, F. Preller und C. Spitzweg. Der Durchbruch zum Realismus repräsentiert sich mit der Weimarer Malerschule, die in der Sammlung des Angermuseums als in sich geschlossene Abteilung qualitätvoller Gemälde vertreten ist. Glanzlichter in der Sammlung setzen Bilder der Meister des deutschen Impressionismus und die nach der Beschlagnahmung 1937 verbliebenen bzw. später erworbene Werke der ehemaligen Modernen Abteilung. Ein kleiner, hochgewölbter Raum im Erdgeschoß beherbergt ein Kunstwerk von einzigartigem Rang die wichtigsten erhaltenen Wandbilder des deutschen Expressionismus, die Erich Heckel auf Anregung des damaligen Museumsdirektors W. Kaesbach in den Jahren 1922-1924 schuf. Der nachträgliche Titel "Lebensstufen" läßt die allgemeine inhaltliche Bedeutung der Wandmalerei anklingen, die in eine Gegenüberstellung der "Welt des Mannes" mit der "Welt der Frau" dargelegt wird. Die künstlerische bedeutendste Sammlung des Angermuseums ist die Abteilung Mittelalterliche Kunst. Neben den hochrangigen Werken aus der Blütezeit Erfurter Kunstentwicklung in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, den 4 Tafeln des Augustineraltars, den Sandsteinskulpturen aus der Werkstatt des Meisters des Severisarkophags und der Hirsch-Madonna, den Werken des Weichen Stils, Sandsteinmadonnen und Tafelmalereien aus Erfurter Werkstätten repräsentieren, aber auch die zum Teil ausgesprochen qualitätvollen Schnitzfiguren aus den Dorfkirchen in der Umgebung. Am Ausgang des Mittelalters stehen Werke der Cranachzeit mit dem Hans Baldung-Grien zugeschriebenen Gemälde der Schöpfungsgeschichte. Als historisches Kleinod bewahrt des Angermuseum die mittelalterliche Ausstattung des alten Rathauses. Mannshohe Setzschilde aus dem 14. Jahrhundert, verziert mit den Stadtwappen, künden vom Selbstbewußtsein der Erfurter Bürgerschaft, Rundbilder mit Sprüchen aus Freidanks Bescheidenheit, Monatsdarstellungen, Propheten und Evangelisten schmückten die hölzerne Spitztonne des Ratssaales. Die Ausstellung des Angermuseums wird mit einem umfangreichen Bestand kunsthandwerklicher Exponate abgerundet. In Originalvitrinen des späten 18. Jahrhunderts fand die mit 650 Exponaten bedeutendste Sammlung Thüringer Fayencen ihr Domizil. Im Porzellankabinett sind Erzeugnisse der wichtigsten Thüringer Porzellanmanufakturen seit 1760, Gebrauchsgeschirr und figürliche Darstellungen, u.a. nach Entwürfen von Ernst Barlach und Gerhard Marcks vereint. Ergänzt werden die kunsthandwerklichen Sammlungen durch Gläser vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart, Möbel vorwiegend einheimischer Werkstätten des 16.-18. Jahrhunderts sowie schmiedeeisernen Objekten.

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